Wann genau sind wir im Flow? Was brauchen wir dafür? Die Antworten auf diese Frage sind für jeden anders – Licht ins Dunkel bringt da z. B. der Motivationsfragebogen von Stephen Reiss.
Vor einigen Jahren wurde mir besonders deutlich, warum ich mich in bestimmten beruflichen und privaten Situationen wie ein Fisch im Wasser fühle, nämlich ganz in meinem Element, wann genau die Energie fließt, es mir leicht von der Hand geht und ich Freude spüre bei dem, was ich tue.
Was gibt und was nimmt Energie?
Angeregt durch einen Motivationsfragebogen, ist mir damals nämlich klar geworden, was ich warum gerne tue im Leben, warum mich etwas froh, begeistert und glücklich macht, mir Energie gibt und nicht abzieht. Denn das kenne ich auch: energiesaugende Situationen, zähe Aufgaben und Bedingungen.
Ich persönlich blühe auf, wenn ich mit Leuten gemeinsam Projekte erdenken kann und „ leide“ eher, wenn ich als Selbständige alleine in meinem Büro vor mich hin arbeite. Mich in neue Situationen zu werfen, immer wieder mit Veränderungen zu tun zu haben, Neues zu lernen begeistert mich, während so etwas meiner Freundin absolut gegen den Strich geht und ihr Energie zieht.
16 grundlegende Lebensmotive
Stephen Reiss hat in seiner Forschung 16 grundlegende Lebensmotive herausgefiltert, die sich in unseren Bedürfnissen zeigen und die unsere Werte, unser Verhalten und unsere Wahrnehmung prägen. Jede und jeder hat eine einzigartige Motivstruktur. Die zu kennen hilft ungemein dabei, sich selbst und auch den anderen besser zu verstehen.
Mir hilft es dabei, mir Bedingungen und Situationen zu gestalten, die mich in meine Energie bzw. Kraft bringen. Da ich weiß, dass z. B. meine Motive „Beziehung“ und „Neugier“ ziemlich hoch ausgeprägt sind, kann ich dafür sorgen, dass sie „gefüttert“ werden: ich plane und führe gerne Projekte durch gemeinsam mit Kolleg*innen, ich suche entsprechende Projekte (und finde sie dann auch), mache regelmäßig für mich interessante Fortbildungen, reise gerne in fremde Kulturen, um nur ein paar Elemente zu nennen.
Andere besser verstehen
Und ich habe damals auch einmal mehr verstanden, warum mein Mann bestimmte Dinge gerne so tut und nicht anders. Das ist übrigens auch sehr spannend: ich erkenne nun den Hintergrund unserer Verschiedenheit, wodurch wir besser darüber sprechen können, wenn wir unterschiedliche Bedürfnisse haben – und das sorgt natürlich wiederum dafür, dass wir besser aufeinander eingehen können.
Die 16 Lebensmotive reichen von Einfluss/Macht, über Unabhängigkeit, Neugier, Beziehung, Ordnung, Idealismus bis hin zu Ruhe. Der Test gibt Rückmeldung darüber, wo man/frau besonders starke Ausprägungen in die eine oder andere Richtung hat oder sich mehr (entsprechend der Gauß´schen Verteilungskurve) im Mittelfeld bewegt und situativ mehr die eine oder andere Seite im Vordergrund steht.
Immer wieder überraschend
Auch wer sich schon gut zu kennen glaubt, wird manchmal doch noch überrascht: Neulich habe ich z. B. einem Kollegen ein Coaching gegeben, der sich beruflich neu orientieren möchte. Mit ihm habe ich das Reiss Profile durchgearbeitet und daraus sind für ihn äußerst wertvolle Impulse, Ideen und Entscheidungshilfen herausgekommen, die ihn in seiner Fragestellung weiterbringen.
Außerdem erweitert dieser Ansatz die Kommunikation mit anderen Menschen.
Wenn die goldene Regel lautet: behandle andere so, wie Du selbst behandelt werden möchtest, lautet die Platin-Regel: behandle andere so, wie sie behandelt werden möchten.
Das hat für mich viel mit Wissen um und Respekt für die Bedürfnisse der anderen und auch für meine eigenen Bedürfnisse zu tun. Alle Menschen sind gleichwertig und verschiedenartig. Wie wunderbar.
Von Christina Lust-Hanko
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