Beziehungen verbessern, die Gesellschaft freundlicher und wertschätzender machen – mit GFK, der gewaltfreien Kommunikation, geht das, meint Sandra Schelonka. Sie ist Gründungsmitglied von United Field und arbeitet unter anderem als Coach in Ratingen, bei Düsseldorf. Wie genau es funktioniert, „gewaltfrei“ zu kommunizieren und wie es das Leben vieler Menschen verändern kann, erklärt sie im Interview.
Wie bist du auf die gewaltfreie Kommunikation gekommen?
Ich wollte schon immer wissen, wie wir Menschen funktionieren und aus welchen Gründen wir handeln. Ich wollte versuchen zu verstehen, wie Menschen ticken und letztlich, wie mehr Wertschätzung und Gelassenheit im täglichen Miteinander möglich sind – und weniger Konflikte.
„Gewaltfreie Kommunikation“ – das klingt, als würden wir uns beim Reden regelmäßig die Köpfe einschlagen. Was ist genau damit gemeint?
Die gewaltfreie Kommunikation will Klarheit und Kooperation fördern. Sie beinhaltet unter anderem ein Kommunikationsmodell, das die „vier Schritte der wertschätzenden Kommunikation“ beschreibt: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Natürlich wird auch erklärt, wie sie anwendbar sind. GFK nimmt darüber hinaus Empathie und eine bewertungsfreie, beobachtende Haltung in den Fokus.
In der GFK geht es darum, zu ergründen, aus welchen Bedürfnissen und Wünschen heraus Menschen handeln. Denn alles, was wir tun, tun wir, um uns selbst ein Bedürfnis zu erfüllen. Sei es das Bedürfnis nach Kontakt, Gesundheit, Autonomie, Bewegung oder Spaß – für jedes Bedürfnis gibt es viele Strategien und jeder Mensch hat individuelle. Auf unsere Bedürfnisse weisen uns unsere Gefühle hin. Sie sind wie ein Wecker, der uns zeigt, dass gerade etwas nicht stimmt. Bin ich aktuell ärgerlich? Spüre ich das vielleicht sogar körperlich, durch ein Magengrummeln und einen schnellen Puls? Wenn ich mir dessen bewusst bin, kann ich mich fragen, was mir genau fehlt. Und dann überlege ich, ob ich selbst an meinem unerfüllten Bedürfnis arbeiten kann oder ob ich jemanden um etwas bitten möchte.
Um mein Bedürfnis nach Kontakt kümmere ich mich beispielsweise, indem ich mich mit einer Freundin treffe oder ein Seminar besuche. Du gehst vielleicht zum Sport ins Fitnessstudio und wieder jemand anders organisiert ein Nachbarschaftstreffen oder schreibt Tagebuch, um mit sich selbst in Verbindung zu kommen. Und so sind die Wege ganz unterschiedlich. Das gibt uns auch viel Freiheit.
Was fasziniert dich an der gewaltfreien Kommunikation?
Mich berührt es, im Laufe eines Prozesses zu sehen, wie Klarheit und Selbsterkenntnis meines Gegenübers steigen und wie dann daraus eine motivierte Tatkraft wächst, Lösungen gefunden und Wege beschritten werden. Und richtig faszinierend finde ich es, wenn aus einer Technik eine Lebenseinstellung wird.
Du meinst GFK als Lebenseinstellung?
Genau. Durch die GFK kann ich ganz gelassen bleiben, weil ich weiß, dass Menschen Dinge nur tun, um sich ein Bedürfnis zu erfüllen und nicht um mich zu ärgern, wenn zum Beispiel das Kolleginnengespräch direkt vor meiner Bürotür stattfindet, während ich telefoniere. So steigt mein Verständnis für mich selbst und gleichzeitig für andere. Entspannung, Klarheit, Humor und Akzeptanz entstehen: Dinge brauchen nicht persönlich genommen zu werden! Diese Einsicht funktioniert auch bei mir noch nicht immer, aber immer öfter
Gleichzeitig ist die wertschätzende Kommunikation aus meiner Sicht noch viel mehr als dieses Modell, denn sie beinhaltet viele Werte, wie Mitgefühl, Wertschätzung und Klarheit, die ich teile und so ist sie eine Art Lebenseinstellung geworden. Ich bezeichne das gerne als eine „Haltung“.
Das alles zu verinnerlichen und die GFK als Lebenseinstellung anzunehmen, hat mein Leben viel entspannter werden lassen. Deshalb darf die GFK gerne noch viel bekannter werden: mein großer Wunsch ist, dass eine wertschätzende Kommunikation schon im Kindergarten gelehrt wird und jeder Mensch einen kostenfreien Kommunikations-Workshop geschenkt bekommt.
Wie wendest du GFK in deinem Alltag an?
Tja, die GFK ist mittlerweile immer mit an Bord, wenn ich im Alltag kommuniziere. Im Normalfall achte ich jedoch nicht mehr darauf und es passiert alles ganz automatisch. Da ich die Methode schon sechs Jahre lang kenne, hat sich mein Kommunikationsverhalten langsam angepasst und verändert. Ich versuche, klar zu sein, Dinge nicht auf mich zu beziehen und Wertschätzung zu üben.
Sollte es doch mal zu einer Konfliktsituation kommen, versuche ich bewusst, die Schritte der GFK zu gehen. Davon erhoffe ich mir, mich besser verständlich machen zu können, leichteren Kontakt mit anderen Menschen zu haben und schnellere Lösungswege zu finden. Wenn etwas sehr davon abweicht, wie ich Dinge angehen würde und ich im ersten Moment irritiert bin, hilft oft zunächst: „Beobachten und Staunen!“
Was kann sich durch eine achtsame, positive Kommunikation ändern?
Durch bewusstere Kommunikation gibt es mehr Klarheit und Empathie in Gesprächen und weniger Missverständnisse und Konflikte. Wenn wir in Gesprächen häufiger mitteilen, wie wir uns fühlen und warum wir etwas bestimmtes tun oder sagen, wenn wir unserem Gegenüber offen erklären, was wir gerne von ihm oder ihr hätten, dann steigt das Verständnis füreinander und die Chance, dass wir zum Wohlbefinden des anderen beitragen.
Durch Empathie und Einfühlungsvermögen entsteht ein stärkeres Miteinander und die Verbindung zwischen Menschen ist leichter möglich. Und wenn wir verstanden haben, dass wir all die Dinge nicht persönlich nehmen brauchen, die um uns herum passieren, ist die Welt friedlicher. Es ist auch nicht nötig, immer die Meinung des anderen zu teilen – Toleranz dafür reicht aus. Und das ist doch eine sehr schöne Vorstellung!
Hattest du persönliche Erfolge mit der GFK?
Naja, Erfolge im klassischen Sinne würde ich es nicht nennen. Aber ich habe durch eine größere Achtsamkeit, viel mehr Verständnis, mit mir und mit anderen, sowie Entspanntheit und Humor bekommen. Und kann gleichzeitig viel klarer sein. Wenn du so willst, ist das natürlich ein großer Erfolg!
Wie kann jeder GFK anwenden?
Marshall B. Rosenberg hat die GFK entwickelt. Er hat ein Buch veröffentlicht, das ich sehr empfehlen kann: „Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens“. Wer es ganz einfach haben möchte: auf meinem Instagram-Kanal (Instagram: @sandra_schelonka_coaching) gibt es viele Erstinformationen zur GFK. Wer dann noch mehr wissen möchte, kann gerne Kontakt zu mir aufnehmen!
Interview mit Sandra Schelonka
Kontakt: www.schelonka-coaching.de
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