Seit Frühjahr 2020 findet in Ratingen bei Gastgeberin Sandra Schelonka in regelmäßigen Abständen die „Schwarmintelligenz“ statt. Was genau bei diesen Treffen passiert und wie sich die Schwarmintelligenz von Fischen und Zugvögeln hat inspirieren lassen, erzählt sie uns hier im Interview.

Redaktion: Wie genau kann ich mir denn ein Schwarmintelligenz-Treffen bei dir vorstellen?
Sandra Schelonka: Im Prinzip geht es bei der Schwarmintelligenz darum, das Wissen unterschiedlicher Menschen zusammenzubringen und dadurch eine umfangreichere oder auch völlig andere Sicht auf eigene Themen zu bekommen. Daher treffen wir uns bei mir meist mit so sechs bis zehn Personen und starten immer damit, die mitgebrachten Themen kurz vorzustellen. Beim letzten Treffen gab es z.B. drei Anliegen und wir haben uns gemeinsam in der Gruppe für zwei Fragestellungen entschieden. Welches Thema ist dringend oder aktuell? Das bekommt dann Vorrang, alles andere wandert auf den „Themen-Parkplatz“ für das nächste Treffen.
Und dann gibt‘s eine vorgegebene Struktur, zeitlich und inhaltlich: Derjenige, der dran ist, stellt sein Thema kurz vor und die Aspekte, zu denen er sich neue Impulse von den anderen wünscht. Im Anschluss haben die anderen dann einen festen Zeitrahmen, um ihre Gedanken und Ideen nacheinander zu formulieren. Damit niemand zu lange spricht und wirklich jeder zu Wort kommt, haben ein Moderator und ein „Zeitwächter“ alles im Blick … Wer mehr zum Ablauf wissen möchte, nimmt gern Kontakt zu mir auf. Ach so und danach essen wir eine Kleinigkeit und plaudern, ganz frei und ohne Struktur 😊.
Redaktion: Wie bist du denn auf diese coole Idee gekommen?
Sandra Schelonka: Im Rahmen meiner Coaching Ausbildung, das war im Jahr 2012, hatte ich verschiedenste Methoden kennengelernt. Mich interessierten dabei auch Methoden, bei denen Menschen autark „weiterkommen“ können, also solche, bei denen ein Coach nicht unbedingt erforderlich ist. In dem Kontext bin ich auf die Idee der Schwarmintelligenz gestoßen, die ich sofort großartig fand.
Redaktion: Was für Themen habt ihr denn schon bearbeitet?
Sandra Schelonka: Oh, ganz unterschiedlich. Beim ersten Mal, im Mai, hatte z.B. Aimée ihre Idee zu United Field vorgestellt und wir haben überlegt, dass auch Postkarten, Aufkleber oder ähnliches ganz spannend sein könnten, um das gemeinsame Feld noch mehr mit Licht und Liebe zu fluten. Dann hatten zwei Teilnehmerinnen die Idee einen Podcast zu starten und einmal ging es auch um eine Website. Wir hatten aber auch schon Themen, die sehr persönlich sind: Wie kann ich meine Vision im Leben umsetzen? Wie halte ich Distanz bei einer herausfordernden Aufgabe? Thematisch sind keine Grenzen gesetzt, solange niemand gegen die Werte der Gruppe verstößt: ehrlich sein, liebe- und respektvoll miteinander umgehen und niemanden abwerten mit seinen Ideen.
Redaktion: Entsteht dann nicht doch ab und an ein großes Stimmen- und Diskussions-Wirrwar?
Sandra Schelonka: Ganz im Gegenteil 😊. Durch den vorgegebenen Ablauf kommt immer nur eine Person zu Wort und alle anderen hören zu. Da sehe ich auch einen weiteren positiven Aspekt: Jeder wird gehört! Das liegt mir ja auch grundsätzlich im Sinne einer wertschätzenden Kommunikation sehr am Herzen. Und es gelingt – mögen die Beiträge auch noch so unterschiedlich sein. Es geht darum, dass sie nebeneinanderstehen können. Es geht um Gleichwertigkeit – nicht darum, wer den „besten“ Input gibt. Diese respektvolle, akzeptierende Haltung wünsche ich mir im Übrigen auch im Großen in der gesamten Gesellschaft. Und am Ende dienen die verschiedenen Impulse dem Themengebenden und nur diese Person entscheidet, welcher Gedanke hilfreich war… Den anderen dienen die Standpunkte ebenfalls zur Horizonterweiterung. Und bislang zeigten sich alle nach den Treffen immer sehr bereichert. Und sie sind immer wieder dabei.
Redaktion: Wer nimmt an den Treffen teil?
Sandra Schelonka: Freund*innen, Arbeitskolleg*innen, Coaches (auch teilweise aus dem Coaching-Salon; so überschneiden sich die Kreise), Schwestern von Gruppenmitgliedern, Nachbar*innen, neue Kontakte, die ich auf Kursen kennen gelernt habe … und auch Menschen, die Interesse haben und über andere davon hören, die ich (noch) nicht kenne…
Redaktion: Und was hat es nun mit den Fischen und Zugvögeln auf sich?
Sandra Schelonka: Ach ja! Fische und Vögel schützen sich im Schwarm. Sie geben Informationen weiter, formieren, stärken und organisieren sich in bestmöglicher Weise. Und genau das tun wir auch!
Mit: Sandra Schelonka, Coach & Trainerin aus Ratingen
Kontakt: www.schelonka-coaching.de oder www.instagram.com/sandra_schelonka_coaching/
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