VORSPANN: Im Frühling habe ich einen Working Out Loud Circle, den WOL-circle #383, gegründet. Was das ist, wieso diese neue Arbeitsmethode mir so viel persönliches Wachstum bringt und dann auch noch so viel Freude macht, lest ihr hier.
Das erste Mal habe ich in der Zeitschrift managerSeminare (Ausgabe NOV 2018) in einem Interview mit John Stepper über Working Out Loud (WOL) gelesen. Ziel eines solchen Circles, so erklärte er, sei, dass du dich mit vier, fünf Personen zu einer Gruppe zusammenschließt, die sich zwölf Wochen in Folge für eine Stunde pro Woche persönlich oder virtuell verabredet. Gemeinsam solle man zunächst einmal klären, was genau jeder Einzelne erreichen will, wer beim Erreichen der individuellen Ziele unterstützen könne und wie jeder dazu beitragen könne, private und berufliche Beziehungen zu vertiefen.
Das klang damals schon sehr spannend für mich und scheinbar waren diese WOL-Circles auch recht erfolgreich: 2015, so hieß es in dem Magazin, habe noch kaum einer WOL gekannt, aber bereits drei Jahre später hätten schon immer mehr Großkonzerne wie Siemens, Bosch etc. mit dieser neuen Arbeitsmethode gearbeitet. Das wiederum schreckte mich damals erst einmal ab: „Nichts für mich – ich bin ja nicht in Großkonzernen unterwegs“, dachte ich mir und damit verschwand das Thema erst einmal wieder aus meinem Bewusstsein.
Dann kamen allerdings im April 2019 die Petersberger Trainertage und Katharina Krentz von BOSCH (Twitter @katha_krentz). Dort sprach Katharina mit einer solchen Begeisterung über ihre persönlichen Erfahrungen mit WOL und welchen Einfluss diese Methode auf BOSCH-Mitarbeiter*innen, deren Leben und ihre Arbeit habe, dass mich das unglaublich beeindruckt hat. Katharina erzählte z. B., dass ein Kollege, der eigentlich nur noch ein paar Jahre bis zur Rente hatte, eigentlich einen WOL-Circle mitgemacht habe, um sein Wissen für das Unternehmen zu erhalten und dann plötzlich bei dem WOL-Circle eine solche Lebensfreude und Energie (wieder-)gewonnen habe, dass mich nun doch die WOL-Lust packte und ich mir vornahm: „Jetzt schaust du dir so einen WOL-Circle wirklich mal an.“ Gesagt getan!
Kurz vor der Corona-Krise irgendwann Ende Januar, Anfang Februar 2020 habe ich dann endlich den ersten Schritt gemacht und versuchte einem WOL-Circle beizutreten. Leider war kein Circle dabei, der kurzfristig startete, so dass ich den digitalen WOL-Circle #383 gründete und ein paar Leute direkt bereit waren, mitzumachen. Und dann hieß es: „Go!“
Anfänglich zweifelte ich noch ein bisschen: „Wie wird das gehen, du hast doch keine Erfahrungen mit der Methode…“ Aber ich bin meinem Leitsatz gefolgt: „Et hätt noch imma jot jejange.“ Und stellte fest, dass John Stepper seine Website https://workingoutloud.com/de/home/ wirklich grandios einfach und benutzerfreundlich aufgebaut hat.
Was kann WOL und was nicht
Die Big Fives von WOL sind Beziehungen (Relationships), miteinander wachsen (Growth Mindset), die eigene Arbeit sichtbar machen (Visible work), großzügig teilen (Generosity) und zielgerichtet weiterentwickeln (Purposeful Discovery).

Für mich persönlich steht der Grundgedanke Großzügigkeit an erster Stelle. Damit ist gemeint, dass ich bei dem Aufbau meines Netzwerkes (visible work) nicht nur meinen Blick auf meine eigenen Vorteile richte, sondern auch auf das, was ich selbst dazu beitragen kann, damit meine WOLies (Kofferwort für WOL + Buddies) ihre Ziele erreichen.
Das zweite Wesentliche ist für mich, dass ich mir eine gewisse Klarheit, wohin die Reise gehen soll, verschaffen kann. Das bedeutet nicht, dass ich mein zu Beginn gewähltes Ziel, nicht während meiner „WOL-Reise“ nicht nochmal verändern, anpassen oder gar verwerfen könnte. Sondern, dass ich mit Hilfe der Circle-Guides durch den Veränderungsprozess geleitet werde und immer wieder überprüfen kann, wie sich mein Ziel aktuell gerade für mich anfühlt.
Was ich festgestellt habe: Ein solcher WOL-Circle macht wirklich sehr viel Freude. Und: du brauchst unbedingt Offenheit, Neugierde und die Bereitschaft, deine muckelige, warme, gut bekannte Komfortzone zu verlassen. Denn Veränderung bedeutet nun mal, dass wir das Altbekannte immer hinter uns lassen und neue Reviere betreten.
Und noch eine wichtige Erkenntnis für mich: wieviel schöner und größer können Veränderungen werden, wenn wir unseren Einfluss nutzen und selbstwirksam sind? Henry Ford sagte schon: „Wer immer das tut, was er schon kann, wird immer der sein, der er schon ist“.
Mittlerweile wird WOL in mehr als 60 Ländern praktiziert. Und ich weiß auch warum: Ich bin jetzt schon effektiver, strategischer und fokussierter. Ich habe erkannt, welchen Einfluss ich selbst habe und wie wichtig Verbindungen auch in meinem persönlichen Wachstum für mich sind.
Mir ist es z. B. immer sehr, sehr (!!!) schwergefallen, andere um etwas zu bitten. Aber wenn ich sichtbar werden möchte, dann brauche ich diese anderen! Und der WOL Circle Guide (https://workingoutloud.com/de/circle-guides/) hilft mir dabei, Woche für Woche für mich und mein Ziel „zu gehen“.
Jetzt komme ich auch zu dem, was WOL nicht kann: WOL wird dir nicht die „Arbeit abnehmen“. Du musst *selbst wirksam* werden und diese Schritte selbst gehen.
Ich wünsche mir, dass WOL in den nächsten Jahren in vielen Veränderungsprozessen genutzt wird. Ich werde WOL auf jeden Fall in meinem Leben fest verankern – auch in meinen Trainingskonzepten.
Und meine 383-WOLies sind mittlerweile Freunde für mich geworden!
Von Claudia Geldmacher, Agile Unternehmerin, HR-Enthusiastin, Trainerin mit Herz & Verstand, GFK-Freundin, Mensch.
Kontakt: an-sicht-und-sache.de; Twitter: @ansichtundsache
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